Angelika Rehse: Josses Tal

Ein Roman, der ebenso wie „Als Großmutter im Regen tanzte“, in der Zeit des zweiten Weltkrieges spielt und eine Familiengeschichte erzählt. Dieses Mal die Geschichte vom außerehelich geborenen Joseph, genannt Josse. Dieser erfährt von seiner Mutter und den Großeltern keine Zuneigung. Mit einem Umzug von Norwegen nach Schlesien soll dem Gerede um die Unehelichkeit ein Ende gesetzt werden. Kaum im neuen Heimatdorf angekommen, lernt Josse Wilhelm Reckzügel kennen. Dieser nimmt ihn ab sofort in Schutz und Josse erlebt zum ersten Mal eine liebevolle Familie. Fasziniert von Wilhelm lässt sich Josse immer mehr einnehmen für dessen Überzeugungen: Wilhelm gehört der SA an und macht dort Karriere. Auch mittels Josses Hilfe, der als Spitzel im Dorf die Ohren überall offen hält und Wilhelm berichtet. Mit zunehmenden Alter aber beschleichen Josse Zweifel, ob dies alles so richtig ist. Vor allem das Verbot von Kunst und Literatur kann er nicht verstehen. Die Lage spitzt sich zu…

Helen, die bei Ihrer Urgroßmutter Else eine Postkarte von Josse gefunden hat, reist zu dem mittlerweile alten Mann, der in der Einsamkeit lebt. Hier erfährt sie aus Sicht von Josse dessen Lebensgeschichte. Während diese Lebensgeschichte viel Raum einnimmt, ist die Rolle von Helen und ihrer Urgroßmutter eher blass und bleibt eine Randgeschichte. Die Geschichte rund um den ungeliebten Sohn Josse und dem Nazi Wilhelm Reckzügel wird hingegen sehr fesselnd und spannend erzählt. Insbesondere bei der Zuspitzung und den Zweifeln von Josse kann der Leser gut mit fiebern. Die Erzählung ist durchaus glaubwürdig und authentisch in der Darstellung vom Aufstrebenden Nationalsozialismus. Man erhält viele Einblicke in die Nazi Ideologie und welche Faszination einzelne Personen auszuüben vermögen. Sehr gut zu lesender Roman mit einem vielleicht etwas zu abrupten Ende.

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