Jochen Rausch: Rache

Spiegel-online schrieb über den Erzählband „Trieb“von Jochen Rausch: „Es wird Sie umhauen. Versprochen!“Ähnlich kann ich das neue Buch von Jochen Rausch „Rache“ebenfalls zusammenfassen. Ich bin begeistert von den Erzählungen und der Wortgewalt von diesem Autor.
In insgesamt elf Geschichten fasst er Situationen aus dem Leben, fast schon Alltag, auf, in denen die Hauptfigur Rache übt. Als Leser fiebert man fast ausschließlich mit dem Täter, dem Rachesuchenden, mit und hat kaum Bedauern für die Opfer übrig. Die Täter sind ausschließlich Männer, die Frage, ob die Opfer wirklich Schuld haben, wird nicht gestellt. Auch das es manchmal falsche Opfer trifft, wird offen gelassen. Der Leser kann hier selbst sein Urteil bilden.
In den Geschichten wechselt Jochen Rausch die Erzählperspektiven und Zeitebenen quasi fließend. Trotzdem lassen sich die Geschichten flüssig lesen und bereiten ein leichtes Frösteln ganz ohne die Brutalität, die viele Thrillerautoren dafür benötigen. Nach jeder Geschichte musste ich erstmal durchatmen und diese quasi „sacken lassen“. 
In einigen Geschichten wechselt der Erzähler zwischen verschiedenen Beteiligten in schnellem Tempo hin und her, so dass man aus verschiedenen Blickwinkeln ein und dasselbe Geschehnis betrachten kann. Gerade diese Erzählungen fand ich besonders gelungen, da sie ein umfassenderes Bild vom Täter und der Tat überliefern.
Die Geschichten haben eine große Bandbreite – angefangen von dem betrogenen Partner, über den missbrauchten Messdiener, der sich am Pfarrer rächt bis hin zum DDR-Verfolgten, der seinem Verräter plötzlich gegenüber steht. Durch diese Vielfalt ist es dem Leser möglich, eine eigene Situation sich gut vorzustellen bzw. sich hinein zu versetzen.  Und gerade das macht dieses Buch so unheimlich und die Erzählungen so spannend. Der Leser fragt sich automatisch, würde ich das auch tun?
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